Räume schaffen – Wie man ein neues Büro plant

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PANORAMA3000 zieht um! Im September, aus unserem schönen, kleinen Dachgeschoss in der Oranienstraße in eine komplette Etage eines alten Industriegebäudes in die Kreuzbergstraße. Vom wilden ins gediegene Kreuzberg, sozusagen, auf zu mehr Platz, mehr Möglichkeiten, neuen Herausforderungen.

Es wurde uns mit 34 Leuten zu klein und zu eng, die neue Fläche wird mehr als doppelt so groß. Noch befindet sie sich im Bauzustand, gerade werden Lichthöfe eingebaut, Stahlsäulen sandgestrahlt und Ziegelwände hergerichtet. Die Verkabelung kommt und die Sanitärstruktur, dann der Estrich. Und damit sind wir auch schon mittendrin in dieser spannenden Aufgabe und Chance, sich eine komplett eigene Arbeitswelt zu erschaffen.

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Außer Raum ist da nämlich noch nichts und muss komplett erdacht werden. Welche Gedankengänge uns dabei antreiben, möchte ich gerne in diesem Text mit euch teilen.

Denken in „Situationen“ hilft

Konzentriert an einer Sache arbeiten. Stand Up Meetings. Telkos. Brainstormings. Über-den-Tisch-Abstimmungen. Prokrastinieren. Fotos machen. Vorträge halten. Kochen und essen. Ausruhen. Auf neue Ideen kommen. Telefonieren. Spazieren gehen. Ideen visualisieren. Filme schneiden. All diese Situationen und noch viel mehr gibt es in unserer täglichen Arbeit und dafür gilt es, Räume zu schaffen. Räume, die ruhig genug sind. Räume, wo es laut werden kann. Räume, die genug Platz haben. Solche, wo man sich zurückziehen kann. Oberflächen zum Austoben.

All das braucht man in einer zeitgemäßen Arbeitsumgebung und genau dafür muss man planen. Also haben wir zunächst eine Liste gemacht, welche Räume und Zonen wir uns wünschen.

Natürlich hat jeder seinen eigenen Schreibtisch, etwas, das wir mögen und das wir auch behalten wollen. Hier verbringt man die meiste Zeit, es sollte schön, persönlich, komfortabel, gut beleuchtet und in der Nähe derjenigen sein, mit denen man am meisten zu tun hat. Die Idee, dass man sich jeden Morgen einen neuen Schreibtisch sucht, haben wir schnell verworfen (das will eigentlich keiner – außer denen, die denken, man könne damit Platz sparen).

Wir kochen und essen sehr gerne zusammen, also brauchen wir eine gute Küche und einen Tisch, der groß genug für alle ist. Während der Immobiliensuche waren wir recht erstaunt, dass viele Vermieter eine Küchennutzung über das Kaffee kochen hinaus nicht wollen. Damit waren viele Angebote von vornherein ausgeschlossen. Unsere zukünftigen Vermieter waren aber sehr angetan von unseren Ideen zu modernen Arbeitswelten und lassen uns die Küche und den Essbereich genauso planen und bauen wie wir wollen.

Hier kommt der große Tisch hin, vor die Küchentür und parallel zu der Glaswand des Lichthofs:

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Außerdem braucht man mehr als die üblichen Konferenzräume. Man braucht Plätze zum Unterhalten, telefonieren, ohne die Kollegen zu stören oder einfach Orte, wo man mal eine andere Perspektive hat als an seinem Schreibtisch. Als Daumenregel haben wir heraus gefunden, dass man pro zehn Schreibtischplätzen einen Extra-Ort braucht, um eine ausreichende Vielfalt zu schaffen.

Schließlich hatten wir die Vision einer Arena, einem Platz, wo alle zusammen kommen können, für Teammeetings, Vorträge, Karaoke, Film oder Fußball schauen. Oder einfach auf der obersten Stufe sitzen und über das Büro zu schauen wie eine Katze. Diesen Ort können wir dann auch als Fotostudio benutzen, wo die Leinwand zum Hintergrund wird. Also lassen wir uns eine bauen! Aus Holz, mit Frontlackierung und Linoleum, vier Meter breit und 1,20 hoch, die außerdem noch einen schönen Stauraum bietet, z.B. für Bier und Yogamatten.

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Mit den groben Anforderungen haben wir uns mit den Planern des Ausbaus, dem ganz wunderbaren Architekturbüro von Karsten Groot zusammen gesetzt, die uns dann einen Grundentwurf und ein Modell gemacht haben. In enger Zusammenarbeit sind wir dann Schritt für Schritt immer mehr ins Detail gegangen und konnten von ihrer Expertise in Büro- und der Planung von Arbeitswelten profitieren.

Gründlich über Sound und Licht nachdenken

Licht und Lärm sind Dinge, die Menschen nur unterbewusst wahrnehmen, die aber grundlegend für das Gefühl bei der Arbeit sind. Es ist schwer, das perfekt hinzubekommen. Wir haben uns die Hilfe des Lichtplanungsstudios Dinnebier geholt, um eine ideale Basisbeleuchtung des Raums und die konkrete Arbeitsplatzbeleuchtung festzulegen. Wir haben uns Muster schicken lassen, um auszuprobieren welche Atmosphäre sie erzeugen. Schließlich haben wir uns für eine indirekte Beleuchtung entschieden, die die schöne Ziegeldecke beleuchtet und für schlichte Langfeldleuchten, die je über einer Schreibtischinsel hängen.

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Was den Sound betrifft, haben wir durch die Kuppeldecken und die raue Oberfläche der Wände schon viel Schallabsorption. Aber wir werden noch mehr Objekte brauchen, um Schall zu schlucken und Hall zu vermeiden. Wir werden Teppiche und Pflanzen haben, arbeiten aber auch an einem Objekt, das nicht nur den Sound verbessert, sondern auch als Visualisierungsoberfläche und Aufbewahrungsort dienen kann: das Multi-Regal.

Wir werden einen Prototyp aus einem klassischen Baumarktregal bauen, das wir mit Sauerkraut- und Metallplatten beziehen. Sauerkrautplatten sind gepresste Holzfasern, die Schall schlucken und als Pinnwand dienen können. Auf das Metall können Post-Its, selbsthaftende Folien und vor allem: Magneten. Damit kann man Prozesse und Verantwortlichkeiten visualisieren. Das Innere des Regals kann man dann als individuellen Stauraum verwenden.

In German, we call this: „Sauerkrautplatte“:

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Wir sind noch nicht sicher, wie hoch die Regale sein werden, aber im Stehen sollte man drüber schauen können. Wir wollen keine Kabinen schaffen, sondern den Raum strukturieren und Arbeitsoberflächen schaffen.

Alle einbinden

Ein neues Büro kann nicht im Kopf eines einzelnen Genies entstehen, sondern in einem Prozess, der so viele Leute wie möglich beteiligt. Wenn man Entscheidungen treffen muss, kann man darüber abstimmen. Man kann einzelne Aufgaben an Teams verteilen: wir haben ein Küchen-Team, eines für die Verkabelung, eins für Möbel und so weiter. Alle berichten auch regelmäßig über den Stand, so dass alle informiert sind. Außerdem haben wir Hilfe von einem tollen Architektenteam, das unsere Vision von neuen Arbeitsräumen teilt.

Flexibel bleiben

Natürlich will man so viel wie möglich fertig haben, bevor man einzieht. Aber wir mussten auch lernen, dass man nicht jede Entscheidung sofort treffen muss. Einige Dinge kann man auch erst entscheiden, wenn man vor Ort sieht, was fehlt und wozu es passen muss. Also haben wir mutig einige Entscheidungen auf nach dem Einzugstermin vertagt und konzentrieren uns aufs Essentielles: Tische, Stühle, Licht, Kabel, Küche, Wände.

Aber es werden noch schöne Dinge kommen: wir werden eine Denkbox haben, nur mit Teppich und Kissen ausgestattet. Eine Kaffeebar zum Arbeiten im Stehen oder einen lässigen Espresso trinken. Einen Eingangsbereich mit Sofas und vielleicht einen Hängestuhl. Eine Bücherei. Und viele andere Kleinigkeiten.

Also, wir sind sehr gespannt und freuen uns auf den Einstieg und dass ihr uns mal besuchen kommt! Und falls du noch nach einem Schreibtisch suchst: bei uns ist noch was frei!

Wir vermieten 16 Büroplätze unter, komplett ausgestattet mit Internet, Bürostuhl, Licht, Elektrik und teilen uns gerne Küche und alle Gemeinschaftsräume. Alle Details gibt es auf „Co-Working bei PANORAMA3000„-Seite.

Und eine schöne Einweihungsparty wird es natürlich auch geben!