Newsticker +++ Politische Werbung auf Twitter und Facebook +++ Googles neuer Algorithmus BERT +++ FB Messenger als „Icebreaker“ +++ Fax over Facebook +++ DSGVO Update +++
Politische Werbung: Twitter Stoppt sie, Facebook lässt sie
Die News: Ab dem 22. November will Twitter politische Werbeanzeigen stoppen und zwar weltweit. Das hat Twitter-Chef Jack Dorsey in einem Twitter-Thread vor wenigen Tagen verkündet. Seine Begründung: „Wir glauben, dass Reichweite für politische Botschaften verdient werden muss, statt erkauft zu werden.“
Zum Einen sollen Politiker*innen und Parteien keine sponsored Tweets mehr nutzen dürfen. Also Tweets, die gegen Bezahlung im Nachrichtenfeed der Nutzer platziert werden können. Zum Anderen will Dorsey “Issue Ads” (= Anzeigen, die sich auf eine Wahl, auf Kandidat*innen beziehen oder für Gesetzesfragen von nationaler Bedeutung beziehen) unterbinden.
Zum Hintergrund Facebook vs. Twitter:
Für seine Ankündigung hat der Twitter-Chef eine denkbar günstige Zeit gewählt, um sich klar gegen Facebook zu positionieren:
- Kurz zuvor hatte Facebook festgelegt, dass es die Werbung von Politiker*innen und deren Teams nicht auf Fakten überprüfe und diese gegen Community-Regeln verstoßen dürfen. Dafür war es u.a. von Wahlkandidatin Elizabeth Warren öffentlich heftig kritisiert worden. In einer späteren Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen begründete Mark Zuckerberg außerdem, das Festhalten an politischer Werbung, indem er auf das hohe Gut der freien Meinungsäußerung verwies: “In a democracy, I don’t think it’s right for private companies to censor politicians, or the news.”
- Dieser Aussage schleuderte Dorsey einen seiner elf (lesenswerten!) Tweets entgegen, mit denen er den Stop politischer Werbeanzeigen erklärte. Es ginge nicht um freie Meinungsäußerung, sondern darum für Reichweite zu bezahlen. Werbung einzugrenzen, ist nicht mit Zensur gleichzusetzen. Ein authentischer Kampf gegen irreführende Infos sollte daher nicht aufhören, sobald für deren Verbreitung bezahlt wird.
Wie es jetzt weitergeht:
- Am 15.11. will Twitter die genaue Definition für politische Werbung vorlegen, dann lässt sich genauer nachvollziehen, für wen diese Einschränkungen gelten (also ab wann man als Politiker*in zählt oder ob parteinahe Organisationen Anzeigen schalten dürfen).
- Schwierigkeiten könnte es bei Issue Ads geben: Klimakrise, Waffenbesitz, Bürgerrechte oder Abtreibung, laut Twitter alles politische Themen. Inwieweit schränkt das z.B. NGOs ein, für Demos zu werben oder via sponsored Tweets zu Gesundheitsthemen wie dem Abbruch einer Schwangerschaft zu informieren?
- Schwierigkeiten könnte es für unbekannte politische Kandidat*innen, die dann andere Wege suchen müssen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Was denn nun – politische Werbung stoppen oder zurechtstutzen?
Im Ringen um den richtigen Umgang mit politischen Werbeanzeigen geht Twitter definitiv einen (öffentlich) moralisch besser vertretbaren Weg als Facebook. Es schafft Regeln, die es Politikern selbst gegen Bezahlung nicht erlauben, offen Lügen in die Welt zu setzen und spart zeitgleich viel Geld durch ausbleibendes Fact-Checking. Statt auf Profit zu pochen, will Dorsey vorgeblich die demokratische Infrastruktur vor Desinformation schützen. In Zeiten, in denen von Tech-Unternehmen drängend verantwortungsvolles Handeln eingefordert wird, lässt sich das natürlich gut nach außen verkaufen. – Sofern Dorsey seine Ankündigungen auch wirklich erfolgreich umsetzt.
Für Facebook bleiben nun drei Möglichkeiten mitzuziehen: 1. Politische Werbung verbieten, dann bestehen die gleichen Schwierigkeiten wie oben für Twitter beschrieben. 2. Externe Fact-Checker anheuern, um politische Anzeigen zu prüfen und im Fall von Falschdarstellungen darauf hinzuweisen. Oder 3. Micro-Targeting stoppen wie es die New York Times vorschlägt. Journalisten, Bürger und politische Gegner würden die gleichen Anzeigen sehen und könnten dagegen vorgehen.
Fazit: Letztendlich ist es laut NYT nicht an den Unternehmen, ihr Geschäftsmodell zu ändern, sondern am Staat, die Demokratie dauerhaft zu schützen.
Googles neuer Algorithmus – BERT
Seit 24. Oktober ist auf Google ein neues Algorithmus-Modell aktiv: Es heißt BERT, eine Kurzform für Bidirectional Encoder Representations from Transformers, und basiert auf neuronalen Netzwerken. Maschinelle Systeme versuchen dabei, die Komplexität menschlicher Sprache durch das Natural Language Processing (NLP) nachzuvollziehen. Google versucht so, den Kontext einer Suchanfrage besser zu verstehen, während einzelne Wörter in einen engeren Zusammenhang mit den restlichen Wörtern eines Satzes gesetzt werden. In den USA wird der Mechanismus bereits auf jede zehnte organische Suchanfrage angewendet.
Suchanfragen nähern sich generell immer weiter der realen, mündlichen Kommunikation an. Ein Trend, der durch die technischen Entwicklungen von Voice Search verstärkt wird. Laut des Statistik-Dienst Comscore wird der Anteil der Suchen über Sprache in zwei Jahren bei 50% liegen. User gewöhnen sich an präzise Antworten auf ganze Fragesätze und genau hier kommt BERT in’s Spiel: Der Algorithmus soll den Kontext einer längeren Suchanfrage, egal ob Frage oder Wortgruppe, verstehen lernen. Google selbst hat auf dem Blog einige Beispiele zu diesen Suchanfragen dargestellt.
Facebook Messenger als „Icebreaker“
Facebook hat dem Messenger ein Update verpasst, zukünftig können Unternehmen und Marken mit Hilfe des „Icebreakers“ einfacher mit Ihren Kunden kommunizieren. Das Feature erleichtert mit Hilfe gängiger Fragen den Einstieg in ein Gespräch zwischen Firma und Nutzer, z.B. „Welche Öffnungszeiten habt ihr?“ oder „Was kostet das Produkt?“.
Das Unternehmen kann im Messenger direkt einsehen auf welche Frage der Nutzer reagiert hat und zu welchem Thema er Hilfe benötigt. Dies sorgt für eine übersichtliche Konversation im Messenger und gleichzeitig für eine schnellere Lösung offener Fragen und Probleme des Kunden.
Fax verbreiteter als Social Media
Laut einer aktuellen Studie läuft die Kundenkommunikation von Unternehmen mit mehr als 50% immer noch über das Fax. Nur rund 10% der Kundendienst-Mitarbeiter sehen sich im Kundenservice gut aufgestellt. Insgesamt würden zu viele unterschiedliche Tools genutzt und nur etwa 5% durch Chatbots in der Kommunikation mit dem Kunden unterstützt.
DSGVO Update – Marketing bald Opt In Pflicht?
Wahrscheinlich ja. Ein EuGH-Urteil hat neulich noch einmal den Anspruch der DSGVO bekräftigt, von jedem Nutzer explizit und differenziert die Einwilligung der persönlichen Datenspeicherung in Cookies einzuholen. Auch wenn sich aktuell in DE nichts ändert, sollte man seine Praxis aber schon jetzt auf Opt-In für Marketing Cookies umstellen. Denn ein deutsches Gesetz wird mit Sicherheit kommen.
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