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+++ Clubhouse +++ Neuer E-Commerce-Gigant +++ WhatsApp rudert zurück +++ Argumentationstraining gegen Verschwörungsideologien +++

Clubhouse – Der heißeste Club in Town?

Ein Hauch FOMO weht durch die Social Media Landschaft. Denn in das Clubhouse von Paul Davison und Ex-Google Mitarbeiter Rohan Seth wird nicht jeder reingelassen. Mitglied kann nur werden, wer von aktiven Nutzer*innen eingeladen wurde – eine App mit Gästeliste also. Doch was hat es mit dem Berghain unter den Apps denn jetzt genau auf sich?
Clubhouse ist eine Drop-in-Audio-App. In thematisch gegliederten Räumen könnt ihr an öffentlichen Diskussionen teilnehmen oder euch und Bekannten ein eigenes Refugium zum Schnacken erstellen. Moderator*innen leiten das Ganze in einer Art Doppelrolle, die irgendwo zwischen Community Management und Podcast-Host anzusiedeln ist. Die anderen User*innen beteiligen sich munter am Gespräch oder hören einfach nur zu. Likes oder Kommentare gibt es nicht. Mitunter kommen so sehr anregende Dialoge zustande, deren Qualität natürlich stark vom Talent des jeweiligen Hosts abhängt. Wenn alles gut läuft, ist Clubhouse deshalb ein überaus anregender Ort, um zu Networken, kreative Ideen voranzubringen, neuen Sichtweisen kennenzulernen und aufgrund der Exklusivität sogar dem einen oder anderen Promi über den Weg bzw. die Tonspur zu laufen.
Wenn alles schlecht läuft, zerfällt die ohnehin gespaltene Gesellschaft hier hingegen weiter in unschöne Splittergrüppchen. Denn eine übergeordnete Moderatoren-Rolle will das Netzwerk nicht einnehmen. Alles liegt in der Hand der User*innen selbst. Und unter denen befinden sich leider schon jetzt allerlei Frauenhasser, Rassist*innen und Verschwörungsideolog*innen. Manche von ihnen, so Digitalstrategin und Copywriterin Maggie Tyson, angeblich sogar aus dem Umfeld der Gründer selbst. Und auch die Exklusivität hat natürlich Schattenseiten, da zwangsweise bestimmte Personen außen vor bleiben werden. Ebenso wie Android-User*innen übrigens, denn Clubhouse ist iOS only. Ein weiterer Kritikpunkt: Umgang mit Daten. Auch hier werden User*innen wieder aufgefordert, ihr komplettes Adressbuch zu teilen, mit dem dann Schattenprofile angelegt werden.
Wie sich all das entwickelt, wenn die App im Laufe des Jahres weiter ausgerollt wird und der USP „Exklusivität“ mehr und mehr verblasst, ist die Frage. Ein Fazit ziehen wir deshalb nicht. Nur eins ist klar: Ihr könnt und müsst euch nirgendwo anmelden. Dass Clubhouse binnen kürzester Zeit eines der spannendsten Social Media-Projekte überhaupt geworden ist, steht jedoch außer Frage.

Clubhouse - Der heißeste Club in Town?
Quelle: shutterstock.com

Chinesische E-Commerce-Plattform boomt durch Corona

China hat einen neuen E-Commerce-Giganten hervorgebracht. Mit über 585 Millionen aktiven Käufer*innen im Jahr ist die App Pinduoduo dem Marktführer Alibaba auf den Fersen. Täglich wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 54 Millionen Warensendungen abgewickelt. Dabei hebt die App sich besonders durch den Mobile-First-Approach, die Möglichkeit zu Gruppenkäufen und kleinen interaktiven Gewinnspielen von anderen Marktplätzen ab. In 2015 wurde Pinduoduo gegründet und war ursprünglich dazu gedacht, Obst und Gemüse von Landwirten online direkt an Konsument*innen zu verkaufen. Dies funktionierte damals noch über Wechat-Gruppen. Auch jetzt tut sich die Plattform noch durch das Konzept des Team-Shoppings hervor. In Communities wird über bestimmte Produkte beraten und diese dann in großer Stückzahl gekauft. So können die Anbieter*innen große Mengen an Waren vertreiben und die Käufer*innen sich durch die hohen Stückzahlen Rabatte sichern. Obst und Gemüse spielen dabei schon lange keine primäre Rolle mehr. Inzwischen werden zusätzlich zu den Lebensmitteln auch Kleidung und Elektroartikel angeboten. Alle Angebote bekommen die Nutzer*innen dabei immer direkt in ihren Feed, sodass sie permanent über neue Produkte und Rabatte informiert sind und nicht selber danach suchen müssen. Ein weiterer Anreiz sind die Onlinespiele, die die Nutzungsdauer der App verlängern und Interaktion fördern sollen. Teilweise werden die virtuellen Gewinne sogar als reale Goodies versendet. Die Corona-Pandemie hat die Verkaufszahlen nach oben schnellen lassen, da viele Konsument*innen momentan lieber auf reale Einkaufserlebnisse verzichten. Wir sind gespannt, ob sich ähnliche Plattformen auch in Deutschland etablieren werden.

WhatsApp rudert zurück und passt Datenschutzregeln im Mai an

„WhatsApp aktualisiert seine Nutzungsbedingungen und seine Datenschutzrichtlinie“. Wer nicht zustimmt, kann ab dem 8. Februar die beliebte Messenger-App nicht mehr nutzen. So konnte es jede*r User*in vor ein paar Tagen auf dem eigenen Bildschirm lesen. Die Änderungen sollen weltweit gelten und dienen vor allem dem Mutterkonzern Facebook dazu, die Nutzerdaten weitreichender zu verarbeiten. Folglich brach in den sozialen Medien eine Debatte los, viele User*innen löschten spontan ihre Accounts. Das Resultat: WhatsApp nimmt sich scheinbar die Ergebnisse der letzten Tage zu Herzen und gibt sich selbst eine dreimonatige Frist, in der die Privatsphäreeinstellungen erneut angepasst werden. Am 15 Mai soll es die aktualisierte Version geben, der nicht (wie im Vorfeld angedacht) zugestimmt werden muss.

WhatsApp rudert zurück
Quelle: twitter.com

Knackige Argumente gegen Stammtischparolen und Verschwörungsideologien

„Talk to me” ist ein kostenloses Argumentationstraining gegen Verschwörungsideologien – insbesondere wenn es um Covid-Leugner*innen geht. Auch wenn es zur Zeit keine größeren Familienfeiern gibt, bei denen du deinem Onkel Helmut begegnest, der an Echsenmenschen oder Micro-Chips in Impfungen glaubt, stößt du vielleicht trotzdem auf Gesprächspartner*innen der besonderen Art. Im browserbasierten Spiel kannst du verschiedene Argumentationsstrategien ausprobieren und dich für die nächste Begegnung wappnen. Dazu empfehlen wir dir auch das Buch „Anleitung zum Widerspruch” von Franzi von Kempis. Die Daimler-Managerin ist aktuell in ihrem Sabbatical und stellvertretende Leiterin des Impfzentrums Messe Berlin.

Argumentationstraining gegen Verschwörungsideologien
Quelle: talktome.games