PANORAMABlick #75 – Willkommen in der Digitalisierung!

smartmockups k1kkcv4w

Newsticker +++ Fusion von Taboola und Outbrain +++ Instagram: Threads, Throwback-Thursday und hauseigene Inspiration +++ Neuer CTA in Story Ads +++ Facebook muss rechtswidrige Beleidigungen löschen +++ TikTok verbietet politische Werbung +++

Fusion von Taboola und Outbrain

In den goldenen analogen Werbe-Zeiten rief man drei Vermarkter an und erreichte mit TV-Spots in kurzer Zeit das ganze Land. Das war teuer, aber ziemlich wirksam. In der digitalen Welt greifen sich Google und Facebook immer mehr vom Werbe-Kuchen, der Rest ist arg zersplittert. Für Werbetreibende könnte es in Zukunft einfacher werden, große digitale Kampagnen zu planen, denn es gibt einen neuen, internationalen Player: mit Taboola und Outbrain fusionieren die größten Anbieter von Native-Advertising-Plätzen. Wir haben die relevanten Infos zusammengetragen.

Was ist neu?
Alter, neuer Name der Fusionierten: Taboola. Die Fusion bündelt Werbeplätze und soll gemeinsam weltweit 2 Milliarden Nutzer im Monat erreichen. Die Werbeform ist dabei dieselbe: Anzeigen in journalistischen Umfeldern, die wie Artikelteaser aussehen.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell?
Dienste wie Taboola oder Outbrain werden von News-Publishern genutzt, um Artikelempfehlungen auf Nachrichtenseiten zu generieren. Unter- oder innerhalb des Textes werden damit automatisch weitere Inhalte der Seite vorgeschlagen, die dem Leser ebenfalls gefallen könnten. Diese bleiben so länger auf der Seite und konsumieren mehr Inhalte. Damit entstehen auch neue Werbeflächen. Denn neben den Artikelempfehlungen erscheinen auch Anzeigen, die wie redaktionelle Inhalte aussehen. Die Publisher bekommen neben der Empfehlungstechnologie also auch eine neue Einnahmequelle, die die Aufmerksamkeit der Leser besser monetarisiert als klassische Banner. Den Ertrag teilen sich Taboola und die Publisher.

nativeadvertising_com
Quelle: nativeadvertising.com

Welche Rolle spielt das in Zukunft?
2019 gingen 70 Prozent der gesamten Einnahmen aus digitaler Werbung in den USA an Google, Facebook und Amazon. Das neue Taboola bietet die Reichweite der größten internationalen Nachrichtenmedien von Washington Post über Le Monde bis Tagesspiegel und erreicht damit ebenfalls einen großen Teil der Internetnutzer.
Das journalistische Umfeld ist der große Vorteil; in diesem Forbes-Interview schwärmt CEO Adam Singolda von den Premium-Plätzen. In sozialen Netzwerken oder auf von Google vermarkteten Seiten rutschen die Anzeigen zwischen unbekannte und nicht immer markensichere Inhalte.

Welche Kritik gibt es?
Um exklusive Partnerschaften mit großen Verlagen zu schließen, bekamen die Publisher in der Vergangenheit häufig recht großzügige Garantien und Umsatzbeteiligungen von Taboola und Outbrain. Sie befürchten nun natürlich, dass die Fusion der Unternehmen zu schlechteren Konditionen führen könnte, weil der Wettbewerbsdruck fehlt.
Schließlich steht die Werbeform an sich in der Kritik. Leser bekämen durch die Form vorgegaukelt, dass es sich um echte Nachrichteninhalte handelt. Auch die Qualität der Anzeigen wird bemängelt. Aber Werbung gefällt eben nicht jedem.

adzine_de_taboola
Quelle: adzine.de

Instagram: Threads, Throwback-Thursday und hauseigene Inspiration

Mit Instagram-Threads wird der Kernapp eine Messenger-App für enge Freunde beiseite gestellt. Über sie lassen sich Nachrichten, Fotos und Videos an die “Enge-Freunde”-Liste (maximal acht Kontakte) verschicken. Threads setzt sich dabei aus drei Hauptkomponenten zusammen:

Dem Startbildschirm: Sobald man die App öffnet, heißt es: „Kamera ab”. Wie bei Snapchat landet jeder in der Kamera-Ansicht, um direkt mit der Contentproduktion loszulegen. Außerdem lässt sich auswählen, ob das Foto oder Video im Chat nur einmal oder mehrmals angesehen werden kann. Noch gibt es weder Filter oder Sticker. Wer seine Nachrichten hauptsächlich an zwei bis drei Kontakte schickt, kann diese als dauerhafte Shortcuts am unteren Rand des Screens platzieren.
Der Inbox: Sie bildet die Nachrichten der engen Freunde aus der Haupt-App ab.
Dem (umstrittenen) Status Screen: Entweder wählt man einen vordefinierten Status, passende Emojis oder tippt selbst ein paar Wörter ein. Oder man entscheidet sich, den Auto-Status einzuschalten, der den persönlichen Status im Hintergrund über den ganzen Tag hinweg aktualisiert. Threads greift hierbei auf Standort, Bewegungen, Akkustand und Netzwerkverbindung zurück, um aus einer großen Datenmenge “Kontext” zu schaffen, wie IG selbst erklärt. Folgende Status-Optionen ergeben sich daraus z.B.: “Im Kino, Akku fast leer, verreist, auswärts essen“. Fraglich ist jedoch, ob diese Funktion Facebooks Mantra “The future is private” zuwiderläuft.

Threads
Quelle: theverge.com

In alten Fotobüchern stöbern? Gibt’s jetzt auch online. Instagram verwandelt den Throwback-Thursday in ein offizielles Feature (bislang nur in der US-Version): Alte Fotos lassen sich hierüber als Erinnerung teilen – vielen ist das aus Facebook bereits bekannt. Dazu wählt ihr im “Erstellen”-Modus die Option “An diesem Tag” (On this day), illustriert durch ein Zeituhr-Symbol. Angezeigt wird dann ein zufälliger Feed-Post, den ihr am gleichen Kalendertag in der Vergangenheit geteilt habt. Wollt ihr lieber einen anderen Post, tippt ihr einfach auf den Würfel-Button am oberen Rand des Screens.

Instagram-Create-On-This-Day
Quelle: techcrunch.com

Und zu guter Letzt: Instagram hat jetzt einen Account für hauseigene Content-Inspiration veröffentlicht, der in Zukunft spannend werden könnte: @creators.

Neuer CTA in Story Ads

Facebook fügt den CTA ‚Click to Message‘ für die Story Ads auf Facebook, Instagram und den Messenger hinzu. Ähnlich wie bei einem ‘Swipe up’ öffnet sich dann eine Messenger Konversation, ohne die App dafür verlassen zu müssen. Ein logischer Schritt, wenn man sich die wachsenden Zahlen der Story-Nutzung anschaut: Täglich verwenden etwa eine Milliarde User die Videofunktion.

click_to_message_from_Stories
Quelle: socialmediatoday.com

Facebook muss rechtswidrige Beleidigungen suchen und löschen

Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass Beleidigungen auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken auf Verlangen von den Betreibern gesucht und gelöscht werden müssen. Dies gilt weltweit, sowohl für gleiche als auch für ähnliche Formulierungen. Fälle wie die der um Grünen-Politikerin Renate Künast oder der österreichen Politikern Eva Glawischnig-Piesczek haben deutlich gemacht, wie wichtig solche Beschlüsse für die Zukunft sind.

TikTok verbietet politische Werbung

Anders als Facebook, Twitter oder Instagram hat sich TikTok nun gegen bezahlte politische Werbung in seiner App ausgesprochen. Diese Art der Werbung passe nicht zum restlichen, positiv erfrischenden Plattform-Spirit, erklärt TikTok in einem Blogartikel. Stattdessen soll das Hauptaugenmerk weiterhin darauf liegen, unterhaltsame und authentische Erfahrungen für die Community zu kreieren. Und zwar mit Spaßfiltern, Produktfunktionen oder Markenpartnerschaften. Für TikTok birgt die Entscheidung zwei Vorteile: Zum einen muss die Plattform kein aufwendiges System zur Überprüfung der Anmeldeinformationen von politischen Werbetreibenden schaffen. Zum anderen umgeht TikTok damit Konflikte, die sich aus den (kürzlich geleakten) politischen Vorgaben der chinesischen Regierung ergeben könnten.

Hier könnt ihr den PANORAMABlick als Newsletter abonnieren: