Unter dem Motto „Agenturen im Aufbruch! Nur wohin?“ fand am 28./29. Januar in Frankfurt (am Main) das erste Barcamp, speziell für Agenturen statt. Sven war für uns dort und schreibt hier seinen persönlichen Erfahrungsbericht.
Es war ein Treffen der besonderen Art, fernab der üblichen Konferenzen und Branchentreffen. Ganz im Sinne des Initiators, Deutschlands führenden Barcamp-Spezialisten Jan Theofel, den ich ein Jahr zuvor auf einer BVMW-Veranstaltung kennenlernen durfte.
Wir sprachen über Barcamps, Barfußschuhe und Schokolade. Er erzählte mir auch von seiner Idee, ein Barcamp speziell für Agenturen zu veranstalten und ich war sofort begeistert. Kurz vor Weihnachten erreichte mich dann seine Einladung.
Zu dem Event in Frankfurt hatten schließlich 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland zugesagt. Für den Initiator eine Punktlandung.
Start war morgens um 10:00 Uhr. Nach einer knapp einstündigen Einführung in die Regeln des Barcamps sowie einer Vorstellungsrunde (“Bitte nur Vorname, Agenturname und 3 treffende Hashtags nennen.”) wurden die Themen – so wie es sich bei einem Barcamp gehört – von den Teilnehmern vorgeschlagen und bei Gefallen als 45-minütige Sessions angeboten.
Am ersten Tag waren das allein 39 Sessions. Die Auswahl viel entsprechend schwer.
Es waren vor allem praktische Themen aus dem Agentur-Alltag: Projektmanagement, Tools, Pricing & Budget, Eigen-PR, Führung, Open-Source, Influencer-Relations, Social Media, E-Commerce, KPIs, um nur einige zu nennen.
Aber auch neue Geschäftsmodelle, Mitarbeiterbindung (fernab vom Tischkicker), Feelgood-Management sowie Erfahrungen aus Agentur-Fusionen, -Netzwerken oder Bietergemeinschaften wurden diskutiert.
Meine Top-3-Sessions waren:
1) Der Weg zum Schrott (Prozess, Idee, Umsetzung).
von Marco Zimmer 310
Bester Titel des Barcamps! Dabei ging es um die These, warum eine gute Idee auf ihrem Weg zur Umsetzung meist an ihrer ursprünglichen Kraft verliert, oder wie es Marco auf seine unterhaltsame Art und Weise auf den Punkt brachte: zu Schrott wird.
Gründe dafür gibt es genügend: Angefangen beim unvollständigen Briefing, über Feedbackschleifen, die eher verunsichern als weiterhelfen, alternative Entwürfe, die auf Kompromisse und Althergebrachtem beruhen bis hin zum Thema Budget und dem Sparen an falscher Stelle.
Er gab aber auch praktische Tipps, wie man dem entgegen wirken kann: So empfahl er, viel mehr Zeit in die Entwicklung einer Idee zu investieren, als in deren Ausarbeitung. Wenn die Idee stimmt, dann überzeugt auch der Rest. Sein Leitsatz: „Kreiere deine Ideen nicht – entwickle sie!“. Und auch dem Ideenkiller Budget hatte er etwas entgegenzusetzen: „Gute Ideen sind ökonomisch!“. Auch gut: „Streite zuerst in deinem Kopf!“. Und: „Zeige deine Idee nicht zu früh. Einmal gekillt. Immer gekillt.“
2) Kundenzufriedenheit im Mittelpunkt.
von Markus Spirit Link
Die zweite Session, die mir gut in Erinnerung geblieben ist, war der Vortrag von Markus. Man spürte förmlich seine Begeisterung für das Thema. Und entsprechend offen und erfrischend sprach er darüber, wie er in seiner Agentur Kundenzufriedenheit als höchstes Ziel misst und dabei seine Kunden und Kollegen involviert. Eigentlich ganz einfach: Durch standardisierte Feedback-Bögen, persönliche Gespräche mit den Kunden und einer gemeinsamen Auswertung im Team.
3) Führen! Damit Neues eine Chance hat.
von Jan-Gerhard Kühn AgenturCoach – DerKühn
„Der Kühn“ verstand es, gleich mehrere Themen zu einem klugen Mix zu kombinieren, nämlich: Unternehmenskultur, Führung und Projektmanagement anhand von Kanban. Seine Thesen: Es braucht eher instabile Systeme, möglichst wenig Hierarchien, Vertrauen und den richtigen Umgang mit Komplexität.
Entsprechend heißt es in seinem Handout: „Nicht mehr arbeiten ist das Gebot der Stunde, sondern anders. Gezielter, agiler, konzentrierter, vernetzter, iterativer. Und viel mehr getragen von der Begeisterung, dem Engagement und dem Wissen aller Mitarbeiter.“ Word!
Am Ende der 2 Tage hatte ich an insgesamt 10 Sessions teilgenommen und eine Menge an Input und Inspiration mitgenommen.Spannend fand ich vor allem den offenen Einblick in die Prozesse und Arbeitsweise anderer Agenturen und wie sie sich den vielfältigen Herausforderungen des digitalen Wandels stellen und welche Lösungsansätze sie dabei verfolgen oder bereits gefunden haben.
Es waren aber vor allem die vielen Gespräche am Abend und während der Pausen, die das Barcamp so besonders und einzigartig gemacht haben. So viel Offenheit und Herzlichkeit seitens der Teilnehmer hatte ich nicht erwartet.
Und so geht mein Dank vor allem an die anderen Gäste, die Organisatoren Jan Teofel und Jan-Gerhard Kühn, die Sponsoren und das gesamte Team (Essen und Service waren auch top!). Ihr alle habt das Barcamp mit Leben gefüllt und zu einem besonderen Erlebnis gemacht.
Ich freue mich schon auf das nächste Agentur-Barcamp in 2017, oder vielleicht doch bereits früher? Wer’s genau wissen will, sollte den Newsletter abonnieren.
Fotos: Michael M. Roth, MicialMedia