Dmexco 12 Rückblick

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IMG 4697 e13486570262436,44 Mrd EUR Umsatz macht die deutsche Online-Werbebranche in diesem Jahr laut dem OVK im BVDW. Wow. Auf der dmexco12 feierte man das glitzernd. Wir haben uns für euch in das Getümmel gestürzt.

Auch dieses Jahr konnte man wieder feststellen: Die dmexco ist eine einzige Zahlenschlacht aus den Buzzword Schützengräben. Da werden Big Data Kanonen geschoben, Real Time Bidding Sniper lauern im Hinterhalt, Performance Panzer brechen durch Conversion-Funnels. Mit Targeting werden die Angelhaken bis in die letzte Eckkneipe und auf den einzelnen User geworfen, um dort die Leads per optimiertem CPL in die Customer Journey zu fischen. Jede kleinste Innovation ist eine Revolution und die Zukunft beginnt auf jeden Fall hier. Wo auch sonst?

Ob die dmexco damit ihrem Anspruch gerecht wird, eine Leitveranstaltung für die digitale Industrie zu sein, darf dabei bezweifelt werden. Die Messe ist ohne Zweifel sehr gut organisiert und auch sehr gut besucht, es fehlten aber zwei ganz entscheidende Komponenten: Ideen und Komplexitätsreduktion.

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Denn leider wird über die Inhalte oder die Ideen der Botschaften so gut wie überhaupt nicht gesprochen. Wo soll er denn hin, der ganze Traffic? Was ist denn die Botschaft an die 34-jährige Mutter von zwei Kindern, halbzeitarbeitend aus Berlin Köpenick, die targetgenau erreicht? Kauf mich? Oder doch ein bisschen mehr als das? Und was fängt man nun an mit diesen ganzen Daten, was wird dadurch besser? Es scheint, als wolle man die einfach nur haben, um dann vielleicht irgendwann mal etwas darin zu finden. Noch so eine Zahl: In den letzten zwei Jahren wurden so viele Daten erzeugt, wie davor in der gesamten Menschheitsgeschichte. Aha. Ja, Zahlen sind auch wichtig, auf der dmexco werden sie aber zum Selbstzweck.

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Für den durchschnittlichen Chief Marketing Officer muss das alles sehr überfordernd sein, anschließend könne man den „ins Heim schicken“, meinte Marc Bresseel sehr treffend und Stephan Noller von nugg.ad warf der Digitalbranche vor, viel zu komplex und uneinheitlich zu agieren. „Ich rufe zwei Mal beim Fernsehen an und dann habe ich in vier Wochen das halbe Land erreicht.“, meint er. „Wenn die Digitalen kommen, weiß nachher keiner, welche Messgröße eigentlich relevant ist“. Schöne Anekdote dazu: Die Agof wollte auf der dmexco eine Werbewirkungsstudie vorstellen, aber sie hatten es zeitlich nicht geschafft. Statt Ergebnissen erfuhr man dann etwas über das Forschungsdesign. Auch nicht gerade Werbung für die eigene Zunft.

Als Kreativagentur, die der ganzen Sache einen Sinn und ein Ziel geben soll, steht man leicht amüsiert dazwischen, genau in der Mitte von Unternehmen und Vermarktern. Wenn man dann noch mit einer gewissen Haltung und Hoffnung in den Nutzen von Social Media für Konsumenten wie für Unternehmen auf die Messe stolpert, geht man wohl oder übel etwas ernüchtert wieder heim.

Immerhin nehmen wir eine Erkenntnis mit, die auch nicht ganz neu ist: Keep it simple! Mach es einfach! Für die User, denn die wollen am liebsten „OK“ klicken und dann ein bisschen Spaß haben. Aber vor allem für die Marketer, denn vor allem für die müssen wir als Experten die Komplexität handhabbar machen.
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Und noch etwas: Der Rhein ist ja breiter als die Spree!

Jetzt noch ein paar Zahlen:
SEO-Stände, die wir gesehen haben: 1
Messehostessen in Rennanzügen bei einer Carrera-Bahn: 3
Ausgerufene Revolutionen: 8
Multiplattformlösungen: 158
Curry mit Brötchen: 7 EUR
Schnitzel: 20 EUR