Wie wir vor 7 Jahren einen Bot für Twitter gebaut haben

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Bots, Bots, Bots. Seit Facebook seine Messenger-Strategie vorgestellt hat und es erste Beispiele für automatisierte Chats im kommerziellen Umfeld gibt, sind Bots wieder in aller Munde. Neu sind sie aber nicht. Programme, die vorgeben, mit menschlicher Stimme zu sprechen, geistern schon seit vielen Jahren durch das Internet (Ein besonders absurdes Beispiel sind Spambots, die auf Spamblogs Kommentare hinterlassen, wo sich also Maschinen mit Maschinen „unterhalten“).

2009 haben wir das selbst schon einmal ausprobiert und einen Bot auf Twitter gebaut, als ein Teil einer Black Eyed Peas Kampagne für unseren Kunden Universal. Wir hatten ein Tool entwickelt, mit dem sich zum Track „Boom Boom Pow“ Gifs auf Tasten legen ließen, um einen Video-Remix zu basteln. Als wäre das nicht cool genug, haben wir uns auch einen Twitter-Bot ausgedacht. Und @boompowvj lief dann vier Jahre lang ganz alleine vor sich hin.

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Damals war Twitter noch nicht so ein geschlossenes System wie heute, jeder konnte Apps entwickeln, die mit ganz einfachen Befehlen auf die API zugriffen. Der Bot funktionierte so: Er folgte jedem, der über Black Eyed Peas twitterte und postete deutsche News zu den Black Eyed Peas, die aus einem Google-Alert per RSS reinliefen. Das Ganze lief über einen Bit.ly-Account, sodass man die Klicks tracken konnte (es waren einige). So sammelte @boompowvj in relativ kurzer Zeit mehr als 1000 Follower, denn viele folgten zurück. Es war ja auch ein sinnvoller Service: Alle News über die Black Eyed Peas aus dem deutschsprachigen Web.

Zugegeben, die Funktionen waren begrenzt und er hatte nicht im Ansatz was mit Sprachverständnis und Gesprächsführung und noch weniger mit künstlicher Intelligenz zu tun. Er konnte auch die Band nicht von schwarzen Bohnen unterscheiden und twitterte munter Rezepte. Er starb, als es keine RSS-Unterstützung mehr von Google-News gab und die API von Twitter limitiert wurde. Rest in Piece, Boom Pow VJ!

Für uns war der Bot in erster Linie ein Experiment, um zu schauen, wie weit man Twitter automatisieren konnte (ganz schön weit). Von heute aus gesehen, zeigt es drei Dinge: Viele der Bots, die jetzt den Hype anregen, sind leider nicht viel weiter. In erster Linie leben sie von einem einfachen Frage-Antwort-Prinzip, ein klarer Pfad, auf den man die Nutzer führt. Wenn dieser verlassen wird, muss ein Mensch übernehmen. Oder es läuft völlig aus dem Ruder, so wie Microsofts Tay. Zweitens ist das Wort „Bot“ zu einem Buzzword geworden, das der Komplexität des Felds nicht gerecht wird. Und drittens zeigt es, wie viel offener und wilder das Social Web noch vor wenigen Jahren war. Man konnte viel mehr ausprobieren und experimentieren, es gab zwar weniger Leute, aber auch weniger Regeln.

Das ist zwar irgendwie schade, aber auch ok. Heute müssen wir uns neue Felder suchen, um zu spielen und zu experimentieren. Und das ist ja zum Glück kein Problem :)